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DIY Challenge - MAC Lidschatten - Teil 1

Man hat ja so seine Lieblinge unter den Lidschatten und diese sind dann (meist als Einzige) relativ schnell leer. Blöd, wenn genau dann diese Farbe aus dem Sortiment genommen wird ... Vielleicht wollt Ihr auch Euer Budget für teure Kosmetik nicht überreizen oder einfach wissen, was in Eurem Lidschatten drin ist.

 

Zum Glück kann man mit ein Bisschen Fingerspitzengefühl für Farben, fast alle Lidschatten Farben selbst herstellen. Und nicht nur das ... Ihr könnt die Zusammensetzung auf Eure Bedürfnisse optimieren. Um das zu beweisen, starte ich hier eine kleine Challenge mit drei matten MAC Lidschatten, die ich versuchen werde nachzumischen und Ihr könnt alles Schritt für Schritt nachverfolgen.

 

Meine Wahl für die Challenge fiel auf Yoghurt, Orb und Quarry. Drei vielseitige, matte Farben, die eine gute Basis als Kombi für viele andere Farben sind.


Die Recherche

Wie also vorgehen? Als erstes schaue ich mir immer die Angaben der Inhaltsstoffe an. Meist geben diese schon erste Hinweise auf die Zusammensetzung. Leider werden gerade die Farbpigmente meist für alle Farben des Produktes angegeben und nicht für einzelne Farbtöne. Zumindest bei den Basisfüllstoffen gibt es nützliche Hinweise.

original Mac Lidschatten


Füllstoffe:

Talc , Zinc Stearate , Octyldodecyl Stearoyl Stearate , Isostearyl Neopentanoate , Tocopheryl Acetate , Caprylyl Glycol , Hexylene Glycol , Phenoxyethanol

Farbpigmente:

[+/- Silica , Mica , Titanium Dioxide (Ci 77891) , Iron Oxides (Ci 77491, Ci 77492, Ci 77499) , Bismuth Oxychloride (Ci 77163) , Blue 1 Lake (Ci 42090) , Carmine (Ci 75470) , Chromium Hydroxide Green (Ci 77289) , Chromium Oxide Greens (Ci 77288) , Ferric Ferrocyanide (Ci 77510) , Manganese Violet (Ci 77742) , Red 40 Lake (Ci 16035) , Ultramarines (Ci 77007) , Yellow 5 Lake (Ci 19140)]

DIY Dupe


Füllstoffe:

Mica (Ci 77019), Synthetic Fluorphlogopite, Carnauba Wax, Kaolin,

Jojobaöl (Simmondsia chinensis seed oil), Vitamin E (Tocopherol), Lactobacillus ferment

Farbpigmente:

[+/-Titanium Dioxide (Ci 77891), Iron Oxides (Ci 77491, Ci77492, Ci 77499), Ultramarine Violet (Ci 77007)]




Die Theorie

Quellen: www.cosmeticsinfo.org, www.codecheck.info, Wikipedia 2019

 

 

Talc
Talkum ist ein Mineral, das als günstiger Füllstoff für eine feine, weiche Struktur in Pudern sorgt und das Klumpen verhindert. Zusätzlich nimmt es sehr gut Feuchtigkeit und Fett von der Haut auf. Auf Grund verschiedener Studien ist der Einsatz nicht ganz unumstritten. Aus diesem Grund sollte Talkum auch nicht eingeahtmet oder auf offenen Wunden verwendet werden.

 

Talkum steht hier an erster Stelle und ist damit die Zutat mit dem grössten Anteil. Als Alternative werde ich Kaolin (weisse Tonerde) verwenden, wenn auch in einem geringeren Anteil und dies mit Fluorphlogopite (Natur identisches, synthetisches Mica) und mit Carnauba Wax überzogenes Mica kombinieren. Letztere zwei helfen dabei den Lidschatten zu pressen und geben der Mischung eine cremige, weiche Struktur.


Zinc Stearate
Zinkstearat (nicht zu verwechseln mit Zinkoxid) gehört zu den Metallseifen und ist das Zinksalz der Stearinsäure. Es ist sowohl farbgebend (weiss) als auch wasserabweisend und verhindert damit ein Klumpen des Lidschattens. Auch hier ist der Einsatz nicht ganz unumstritten. Das Einatmen des Pulvers kann Husten und Halsschmerzen zur Folge haben und bei Kontakt können sich die Haut und die Augen röten.

 

Auf diese Zutat werde ich ganz versichten, da Zinkstearat zum einem nicht in DIY Bereich erhältich ist und zum Anderem die Eigenschaften schon durch Kaolin und Silica erfüllt werden.

 

Octyldodecyl Stearoyl Stearate, Isostearyl Neopentanoate, Caprylyl Glycol, Hexylene Glycol

Sind ebenfalls vier industrielle Stoffe, die im DIY Bereich nicht zu finden sind. Sie dienen hauptsächlich dazu die Haut geschmeidig zu machen und zu glätten. Wirken Wasserabweisend und sorgen zusätzlich für eine gute Bindung der Mischung.

 

Ich mache es mir hier sehr einfach und verwende alternativ Jojobaöl. Zusammen mit dem mit Carnauba Wax überzogenen Mica, sollten ähnliche Eigenschaften enstehen.


Tocopheryl Acetate
Tocopherylacetat ist ein synthetisches Vitamin-E-Derivat. Es hält nicht nur die Haut in einem guten Zustand, sondern verhindert auch die Oxidation von Ölen und damit das Ranzigwerden. Im Gegensatz zu natürlichem Vitamin E (Tocopherol) kann es über einen längeren Zeitraum gelagert werden und ist damit für die Industrie besser geeignet. Es besitzt allerdings ein Reizungs- oder Allergiepotenzial.

 

Als Alternative verwende ich hier Tocopherol also natürliches Vitamin-E.


Phenoxyethanol
Hemmt als Konservierungsmittel in erster Linie die Entwicklung von Mikroorganismen in kosmetischen Mitteln. Es besteht Verdacht auf Störung des Immunsystems, gilt als potenzielles Allergen und könnte negative Auswirkungen auf das Nervensystem haben.

 

Hier taucht natürlich die Frage auf: Braucht der Lidschatten ein Konservierungsmittel?

In diesem Fall gibt es keine einfach Antwort. Rein von den Zutaten her, ist dies nicht unbedingt nötig. Der Lidschatten wird hauptsächlich aus anorganischen Komponenten sowie Waxen bestehen und kein Wasser enthalten. Es gibt also keine Grundlage für Schimmel oder Pilze. Jojobaöl, das eigentlich ein Flüssigwachs ist, ist kaum anfällig auf Mikroorganismen und lässt Bakterien praktisch nicht gedeihen. Bei einem hygienischem Umgang, Einhaltung der Haltbarkeit (ca. 6 Monate) und zu privatem Gebrauch oder bei besonderen Empfindlichkeiten gegenüber Konservierungsmitteln, kann also auch darauf verzichten. Wer aber sicher gehen will, oder für andere Kosmetik herstellt, sollte ein Konservierungsmittel nutzen. Die Auswahl an für Naturkosmetik zugelassene Mittel ist im Haldel mitlerweile gross.

 

Ich möchte hier etwas Neues ausprobieren: Leucidal SF Max, ein alternatives Konservierungssystem mit antimikrobiellem Breitbandschutz auf Basis des Lactobacillus.

 

Silica

Kieselsäure oder auch Silica Microspheres sind 2–20 μm kleine Kügelchen, die sehr gut Hautfett absorbieren und das Licht streuen. Sie fühlen sie sich samtig weich und "stoppend" an und lassen die Haut glatt, ebenmässig und gepflegt aussehen. Im Lidschatten sorgt Kieselsäure zusätzlich für gute Haftung auf der Haut, verhindern das Verklumpen.

 

Bei der Verarbeitung sollte unbedingt eine Schutzmaske für Nase und Mund getragen werden, da die winzigen Partikel schon beim kleinsten Luftzug verweht werden.


Mica
Perlglanzpigmente bestehen aus einem plättchenförmigen Trägersubstrat mit niedrigem Brechungsindex, meist natürlicher Glimmer oder Siliciumdioxid. Pur dienst Mica als Basispuder mit einer seidig weiche Struktur. Überzogen mit Oxiden oder anderen Mattpigmente können schimmernde Kosmetikpigmente in nahezu jeder Farbe hergestellt werden.

 

Farbpigmente

Je nach Farbe des Lidschattens werden hier ein oder mehrere Pigmente verwendet. Als sehr bedenklich gilt dabei z.B. Bismuth Oxychloride. Auch bei einigen der "Lake" Pigmente gibt es widersprüchliche Aussagen zur Verträglichkeit. Von OK bis zu sehr bedenklich ist da alles dabei. Die Oxide und Mangan Violett gelten dagegend als unbedenklich.

 

Bei meinen Mischungen werde ich also ausschliesslich letztere verwenden.



Die Praxis

Bevor es an das Mischen der Farben geht, benötigen wir die Füllstoffbasis. Auch wenn einige Firmen mit "reinen" Mineralien oder einem hohen Pigmentanteil werben, ist dies irreführend. Der Begriff "Mineral" ist hier sehr weitläufig und umfasst nicht nur farbgebende Pigmente, sondern auch Talkum und andere Füllstoffe. Reine Farbpigmente hingeben weisen meist eine schlechte Haftung auf der Haut auf (Micas) oder sind viel zu intensiv in der Farbgebung (Matt-Pigmente). Ausserdem ist es nahezu unmöglich sie ohne ein Bindemittel zu pressen. Die Füllstoffbasis ist also als eine Optimierung der Pigmenteigenschaften.

 

Unsere Basis wird wie oben beschrieben, aus mit Carnauba Wax überzogenem Sericite Mica, Fluorphlogopite, Kaolin und Kieselsäure bestehen. Jojobaöl, Vitamin E und das Konservierungsmittel werden erst beim Vermischen mit den Farbpigmenten zugegeben. Ohne diese Basis hätte der Lidschatten keine gute Haftung an der Haut und würde sich auch nicht pressen lassen.

 

Das Mengenverhältnis herauszufinden ist eher eine Sache der Erfahrung. Kieselsäure benötigt es z.B. nur sehr wenig für eine spürbare Wirkung. Kaolin dagegen kann bei einer zu hohen Konzentration die Farbmischung zu stark aufhellen. Zu wenig vom coated Mica und Fluorphlogopite könnte sich negativ auf das Pressen auswirken.

 

Die angegebene Menge wird ca. 6 g ergeben und reicht damit für 10 Lidschatten mit einem 2.6 cm Pfännchen.


Und das braucht es dafür:

1.0 g Kaolin

0.03 g Kieselsäure



Ausserdem: Ein Mörser, eine Feinwaage, ein Ziplog-Beutel zur Aufbewahrung.


1

Kaolin und Kieselsäure in einen Mörser geben und gut verreiben.

 

Tipp: Kieselsäure ist ein sehr leichtes Puder. Wer keine so genaue Waage besitzt, kann auch einen Messlöffel (1 ml) nehmen.


2

Sericite Mica und das Fluorphlogopite zur Mischung geben und verrühren.

 

Hinweis: Da die Mischung sehr fein ist, sollte beim Verrühren eine Staubmaske getragen werden um das Einatmen des Staubes zu verhindern.


3

Die fertige Mischung ist ein leichtes weiches Puder, dass gut auf der Haut haftet.


4

Die fertige Mischung kann z.B. in einen Ziplog-Beutel gefüllt und aufbewahrt werden. Nicht vergessen zu beschriften ...


5

Probe auf der Haut.



Für Eilige

Wer keine Lust oder Zeit hat, seine eigene Basis herzustellen, kann auch unsere Lidschattenbasis zum Pressen verwenden. Die Zusammensetzung hier besteht aus Titandioxid, coadted Mica und Fluorphlogopite. Eine Anleitung zur Verarbeitung findet Ihr hier.



Ihr wollt sehen, wie andere Make-up Produkte oder Farben nachgemischt werden? Dann hinterlasst mir einen Kommentar mit Euren wünschen.

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Kommentare: 1
  • #1

    susanna soler (Montag, 24 Februar 2020 00:27)

    lässt sich so auch wangenrouge herstellen?